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Lou

Leben

Studium

Bis in die zweite Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts waren Frauen zum Studium an den Universitäten noch nicht zugelassen. Zu den ersten Universitäten, die um diese Zeit ihre Tore für das weibliche Geschlecht öffneten, gehörte die Universität Zürich. Im September 1880 fuhr Lou mit ihrer Mutter von St. Petersburg nach Zürich, um dort Theologie, Philosophie und Kunstgeschichte zu studieren. Zürich kannte sie schon von den früheren Aufenthalten mit ihren Eltern.

Den Unterlagen im Archiv der Universität Zürich lässt sich faktisch entnehmen, dass sie dort nicht offiziell eingeschrieben war. Im Wintersemester 1880/81 sowie im Sommersemester 1881 hat sie jedoch als Gasthörerin mindestens an folgenden Vorlesungen teilgenommen:*

Im WS 1880/81:

Im SS 1881:

Biedermann hielt Lou für außerordentlich intelligent und begabt. Das geht aus einem Brief hervor, den er später - aus anderen Gründen - an Lous Mutter geschrieben hat.

Lou 20 Jahre altDie 20-jährige Lou (im Bild nebenan: um 1881) muss im Sommer des Jahres 1881 wegen Bluthustens (Lungentuberkulose?) ihre Teilnahme an den Vorlesungen beenden. Sie bekommt einen Kuraufenthalt im niederländischen Seebad Scheveningen verordnet, allerdings ohne Erfolg. Nun wird ärztlich das südliche Klima Italiens empfohlen. Sie wird Anfang 1882 dorthin reisen. Lou ist sich über die Gefahren ihrer Erkrankung wohl bewusst. Dennoch ist sie lebenshungrig und strotzt vor Lebensmut. In dieser Zeit schreibt sie das Gedicht Lebensgebet. Es wird bald in Lous Beziehung zu Nietzsche (→ Nietzsche) eine wichtige Rolle spielen.

Ein anderer ihrer Dozenten, der für sie eine gleichermaßen wichtige Rolle spielen sollte, war Gottfried Kinkel gewesen, bei dem sie in Kunstgeschichte gehört hatte. Als sie Anfang 1882 nach Rom reisen wollte, bat sie ihn um eine Empfehlung an seine bedeutende Bekannte in Rom, die Schriftstellerin Malwida von Meysenbug. Zu diesem Zeitpunkt war es nicht abzusehen, dass diese Frau Meysenbug eines Tages für Lou Schicksal spielen würde.

*) Anmerkung am 21. September 2017: Die oben angegebenen Archiv-Informationen hat mir heute dankenswerterweise der Leiter des Archivs der Universität Zürich, Herr Martin Akeret, mitgeteilt.