Logo
   
    Startseite  Leben  Werke  Literatur  Lexikon  Links  Rilke  home
   
   
Lou

Leben

Lous Kindheit und Jugend

Lou, abgekürzt aus ihrem Taufnamen Louise - ihr russischer Kosename war Ljola -, kam am 12.2.1861 als Tochter des 57-jährigen Generals Gustav von Salomé und seiner 38-jährigen Ehefrau Louise, geb. Wilm, in St. Petersburg zur Welt. Drei Brüder für sie waren bereits da: Alexandre, Robert und Eugene,Lou 3 Jahre alt der Reihe nach 12 Jahre, 9 Jahre, und 3 Jahre alt (zwei weitere Brüder starben schon sehr früh). In dem Bild nebenan ist sie circa 3 Jahre alt. Sie kommt zunächst in die Obhut einer Amme. Diese gibt ihr, im Gegensatz zur Mutter, Wärme und Geborgenheit. Auch der Vater hatte eine liebevolle, herzliche und zärtliche Beziehung zu ihr. Mit ihren Brüdern verstand sie sich ebenfalls gut. Wohl dieser positiven Erfahrung hatte sie ihre Grundeinstellung zu verdanken, dass in jedem Mann ein Bruder stecke. Seltsamerweise aber zeichnete sie trotz ihrer relativen Geborgenheit im familiären Milieu später stets ein negatives Bild ihrer Kindheit. Sie sprach immer wieder von ihrer großen Einsamkeit in dieser Zeit, die sie in ihre Phantasiewelt trieb.

Die Salomés gehörten zu den aristokratischen Familien und wohnten im vornehmen Viertel der damaligen russischen Hauptstadt St. Petersburg. Deutsch war ihre Hauptsprache. Ihr Haus war eine hervorragende Stätte hochkultivierter intellektueller Bewegtheit. Dieses geistige Klima prägte Lous Persönlichkeit entscheidend. Aber zu dem russischen Volk und zu der russischen Sprache hatte sie kaum Kontakt. Mit acht Jahren wurde sie schulpflichtig und kam in eine englische Privatschule.

Die anderen Mädchen in der Schule beeindruckten Lou nicht, sie waren für sie nur schnatternde Gänse. Glücklicher war sie, wenn sie allein war. Von der englischen Privatschule wechselt sie später auf das deutsche, reformierte Petri-Gymnasium. Da ihre Russischkenntnisse bald für den Unterricht nicht mehr ausreichen, lässt sie der Vater nur noch hospitieren. Ihre Bildung erwirbt sie zu Hause, autodidaktisch und auch im Umgang mit bedeutenden Männern wie zum Beispiel Hendrik Gillot

Der Schein des Hoflebens widert sie an. Sie schlendert daher gern durch die Stadt und spricht dabei lieber mit einfachen Leuten. Wie andere junge Mädchen ihres Alters, denkt sie auch manchmal über das Problem der Ehe nach. Als sie von Scheinehen hört, die damals unter den russischen Intellektuellen oft vorkamen, ist sie von der Idee fasziniert. Später sollte sie es selbst in mehr oder weniger abgewandelter Form ausprobieren, zum Beispiel mit Paul Rée und auch selbst in ihrer eigenen Ehe.

Das junge Mädchen (in dem Bild nebenan Lou 16 Jahrecirca 16 Jahre alt: um 1877) geht einsam durchs Leben und fühlt sich von der Umgebung nicht verstanden. Sie sucht nach Erklärungen und Deutungen der Welt und nach der Erkenntnis von Zusammenhängen. Sie liest viel. Ihr gestörtes Verhältnis zur Wirklichkeit ist eine stete Quelle des Konflikts mit den anderen Menschen. Die Schwierigkeiten nehmen sogar zu, als sie im Zusammenhang mit ihrem Konfirmationsunterricht, den sie ihrem kranken Vater zuliebe absolviert, mit siebzehn Jahren erneut mit dem Problem Gott konfrontiert wird.