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Lou

M

Orta und Monte sacro

Lou ist zusammen mit ihrer Mutter im Frühjahr 1882 in Rom. Dort lernt sie im Hause der Schriftstellerin Malwida von Meysenbug den Philosophen Paul Rée, und durch ihn Friedrich Nietzsche, kennen. Unabhängig voneinander verlieben sich beide Männer in sie. Sie wollen sie heiraten. Aber sie lehnt höflich ab. Lou und ihre Mutter treten Anfang Mai die Rückreise nach Rußland an und wollen über die Schweiz und Deutschland fahren. Die beiden Männer folgen ihnen. Monte sacroMan trifft sich in Mailand wieder. Von dort aus schlägt man auf den Vorschlag von Nietzsche hin einen kleinen Umweg ein, um einen der schönsten, oberitalienischen Seen, den Orta-See, zu sehen. Auf einer Halbinsel davon liegt das kleine Städtchen Orta. Am 5.5.1882 ist man hier in Orta. Nietzsche und Lou unternehmen auf dem Monte sacro, einem dem Heiligen Franziskus geweihten Hügel, einen gemeinsamen Spaziergang, um dort die Kapellen zu besichtigen. Entgegen der Verabredung kommen sie aber von diesem Spaziergang zu spät zurück. Irgend etwas hat sich dort zwischen den beiden abgespielt. Denn Nietzsche wirkt erschüttert. Diese Heftigkeit seiner Reaktion auf das Alleinsein mit Lou betrachtet man in der Literatur allgemein als ein Anzeichen dafür, daß ihm ein starkes Erlebnis zuteil geworden sein muß, zumal er sich jetzt wieder Hoffnungen macht, Lous Herz doch zu gewinnen oder bereits erobert zu haben. Fünfzig Jahre später hat sie im Gespräch mit Ernst Pfeiffer, der posthum ihren literarischen Nachlaß herausgegeben hat, ihm gegenüber einmal mit einem feinen, fast verlegenen Lächeln bemerkt: "Ob ich Nietzsche auf dem Monte sacro geküßt habe - ich weiß es nicht mehr" [Lebensrückblick, S. 236].